Wir haben hier in mehr oder weniger chronologischer Reihenfolge unsere Arbeiten am 300er dokumentiert.
Natürlich fing alles mit dem Kauf im September 2003 an, bei dem man noch voller Optimismus auf eine
schnelle Genesung war, was natürlich etwas anders kam. In der Planung waren zunächst zwei neue
Kotflügel, etwas Kosmetik an den Radläufen und allgemein etwas aufhübschen. Unter die Teppiche oder
die Kofferraumschalen hatte selbstverständlich niemand geguckt, das Auto war schließlich erst vor 5
Monaten für 800 € repariert und getüvt worden. Am Wochenende des Kaufs wurde der Wagen erstmal
gründlich gereinigt und poliert, Ersatz für den angemackten Grilleinsatz lag sogar noch im Keller, im
Anschluß daran wurde er zusammen mit dem frisch geklempnerten Senator abgelichtet, siehe Titelseite.
Eigentlich sah er toll aus, vom Fahrerlebnis ganz zu schweigen.
Frage des Tages: Was bringt einen Mechaniker dazu, Zierleisten mit Spax-Schrauben zu befestigen? Die
Antwort darauf fanden wir bei der Demontage, die zu einem spontanen Begeisterungseinbruch führte. Doch
gehen wir der Reihe nach vor: Kotflügel waren schnell besorgt, im November startete dann in einer
leerstehenden Fabrikhalle die Restaurierung. Da es sich um eine W123 der ersten Serie handelte, wehrten
sich die Kotflügel mit reichlich PVC-Unterbodenschutz gegen die Entnahme, doch aufgrund ihrer
Blätterteigstruktur fiel der Griff zur Flex nicht schwer. Dahinter präsentierten sich dann 123er-Klassiker wie
durchgerostete Lampentöpfe und Schwellerköpfe. Als dann der Blick auf poröse Innenschweller fiel, wurde
der Holzhammer geholt und eine generelle Klopfprobe veranstaltet, die mehrere Papiertüten einer großen
Handelskette mir Bröseln füllte.
So, jetzt wissen wir auch wozu man Radlaufchrom braucht. Grundsätzlich sieht Radlaufchrom an dem Auto
ja schön aus, aber dann sollte da auch Blech drunter sein. Prinzipiell wies der Wagen sämtliche Roststellen
auf, die am W123 auftreten, lediglich die Scharnierkästen waren weitgehend OK. Nach diesen
Entdeckungen sah man sich mit seinen Möglichkeiten am Ende, das Auto sollte schnellstens geschlachtet
und vertickt werden. Zum Glück brachte zu dieser Zeit auch unser Hallenvermieter seinen BMW 635 in die
Halle, und dieser Mensch hatte jemanden an der Hand, der ihm den BMW schweißen sollte und auch bereit
war, sich des Mercedes anzunehmen. So wurde der Wagen weiter demontiert, wobei noch einige
Rostnester zutage traten oder das Ausmaß der Schäden wirklich sichtbar wurde.
Nach einer gründlichen Besprechung wurde erstmal eine Bestellung Reparaturbleche aufgegeben, einen Teil
hat der Spezialist dann selber gedengelt, es waren nochmal etwa 2 Tafeln Blech extra. So waren Nils und
Marcel damit beschäftigt, Unterbodenschutz zu entfernen und alle Anbauteile zu entfernen sowie die
Innenausstattung. Da für den durchgefaulten Träger des Kühlers nur teilweise Ersatz erhältlich war, fertigte
der Blechspezialist die seitlichen Konsolen aus Teilen der alten BMW 6er-Türen, auch eine Art Recycling.
Nebenher kümmerte man sich um die Organisation von fehlenden oder kaputten Kleinteilen und polierte und
schrubbte zuhause Zierleisten und Verkleidungen.
Die Liste der zu schweißenden Stellen umfaßte letztendlich die Lampetöpfe, ein Stück unter dem Batterieboden, die Kühlertraverse, Schwellerköpfe vorn, Radläufe und Rahmenbögen hinten, Seitentaschen im Kofferraum, die Sicke unter dem Rücklicht rechts und die Innenschweller, links sogar noch den Anschlußbereich des Außenschwellers. Anzumerken ist hierbei, daß der befallene Teil des Innenschwellers gleichzeitig die untere Gurtaufnahme bildet, ein Blick unter den Teppich ist also auch der eigenen Sicherheit wegen empfehlenswert.

Nachdem sich der Blechklempner also etwa 2 Monate mit dem Auto beschäftigt hatte, konnte das Auto dem Lackierer vorgeführt werden. Da dies auf eigener Achse geschehen sollte, wurden die Vordersitze und Leuchten wieder eingebaut. Mit dieser Optik stiehlt man jedem Polo Harlekin die Show.

Nachdem der Lackierer dann ein unschlagbares Angebit gemacht hatte, ließ er sich mit der Ausführung der Arbeiten etwas mehr Zeit. Wir hatten uns das Ziel gesetzt, mit dem Auto zum Oldtimermarkt Bockhorn 2004 zu fahren und ihn vorher bei Marcels Eltern vorzuführen.

Am Montag vor dem Bockhorn Wochenende konnte er dann abgeholt werden. Mittwoch wurde dann begonnen, das Auto wieder zusammenzusetzen, nachdem vorher noch eine größere Menge Clips und Klammern vom örtlichen Mercedes-Händler besorgt worden war. Unter tatkräftiger Mithilfe von Christian wuchs dann alles wieder zusammen und am Donnerstag mittag konnte das große Aufräumen beginnen, der Mercedes war wieder als solcher zu erkennen. Dies wurde dann auch zum Anlaß genommen, eine spontane Garagenparty zu veranstalten, in deren Verlauf Christians Freundin dann fragte: "Jetzts seid ihr aber froh, daß es vorbei ist, oder?" Antwort: " Ja, aber wir würden es jederzeit wieder tun !"

Im August folgte dann der zweite Teil der Sanierung, denn der Unterboden war zwar für gesund befunden worden, doch der Unterbodenschutz von Mercedes ist ja bekanntlich für Überraschungen gut und war stellenweise beschädigt. Wir hatten diesen Job bis dahin aufgeschoben, da die Grube bei Marcel zuhause für diese Arbeiten besser geeignet ist. Wir wollten unbedingt einen hellen Unterboden, um etwaige Korrosionsherde frühzeitig erkennen zu können und es für eine cleane Optik sorgt. Also wurde der überlackierbarer U-Schutz besorgt und Glasurit Nerzgrau überlackiert, dieser Farbton war grade günstig verfügbar und erschien ideal. Leider habn wir es bis heute nicht geschafft, die Schweller wieder im originalen Tiefdunkelgrau zu lackieren, was bisweilen für Diskussionsstoff sorgt.